Die relative Volatilität
Volatilität beschreibt die Stärke und Häufigkeit der Preisbewegungen eines Marktes innerhalb eines bestimmten Zeitraums und zeigt, wie stark ein Kurs auf- oder abwärts schwankt.
Die Volatilität gehört zu den wichtigsten Faktoren im Trading, weil sie bestimmt, wie lebhaft oder ruhig sich ein Markt verhält. Dennoch wirkt sie auf viele Menschen zunächst abstrakt. Ein Ansatz, der auf der sogenannten relativen Volatilität basiert, schafft hier Klarheit. Er misst nicht nur die Schwankungsbreite der Preise, sondern setzt sie in Bezug zum durchschnittlichen Preisniveau. Dadurch entsteht ein transparenter Blick auf das Marktgeschehen – hilfreich für alle, die Marktphasen klar voneinander unterscheiden möchten oder ihre Handelslogik automatisieren.
Niedrige relative Volatilitätswerte sprechen für stabile, sanfte Kursverläufe, während hohe Werte anzeigen, dass stärkere Ausschläge möglich oder bereits im Gange sind.
Der Indikator: Preisschwankungen verständlich gemacht
Der Indikator basiert auf einem einfachen Prinzip. Zuerst wird der Durchschnittspreis innerhalb eines bestimmten Zeitraums ermittelt. Anschließend wird berechnet, wie stark die einzelnen Preise um diesen Durchschnitt streuen. Wenn diese Streuung in Relation zum Mittelwert gesetzt wird, entsteht die relative Volatilität – ein Wert, der zeigt, wie ausgeprägt die Schwankung im Verhältnis zum Preisniveau tatsächlich ist.
Die Stärke dieses Ansatzes liegt darin, dass er Märkte vergleichbarer macht. Eine bestimmte Preisbewegung kann in einem hochpreisigen Markt völlig normal sein, während dieselbe Bewegung in einem niedrigpreisigen Markt bereits als stark volatil gelten würde. Die relative Volatilität sorgt dafür, dass solche Unterschiede sichtbar werden.
Einsatz in automatisierten Handelsstrategien
Automatische Handelssysteme profitieren stark von einem Maß, das Marktbedingungen objektiv abbildet. Die relative Volatilität ermöglicht es einem Algorithmus, jederzeit einzuschätzen, ob der Markt sich eher ruhig oder dynamisch verhält. In ruhigen Phasen können Stop-Loss- und Take-Profit-Werte enger gesetzt werden, da große Sprünge unwahrscheinlich sind. In bewegteren Phasen stellt der Algorithmus dagegen breitere Sicherheitsabstände ein, passt Positionsgrößen an und setzt stärker auf impuls- oder trendbasierte Signale.
Außerdem hilft der Indikator dabei, Fehltrades zu vermeiden. Viele Handelsansätze generieren Signale, die bei sehr geringer Schwankung kaum Wert besitzen. Wenn zusätzlich geprüft wird, ob die relative Volatilität ausreichend hoch ist, lassen sich solche schwachen Situationen ausfiltern – ein Vorteil, der Algorithmen stabiler und effizienter macht.
Anwendung in einer Kauflogik
In der Kauflogik dient der Volatilitätsindikator als vorgeschalteter Filter, bevor überhaupt ein potenzielles Long-Signal berücksichtigt wird.
Zunächst wird geprüft, ob die relative Volatilität über dem definierten Mindestniveau liegt. Nur wenn der Markt ausreichend aktiv ist, wird ein möglicher Kauf in Betracht gezogen. Dieser Ansatz verhindert, dass Long-Positionen in trägen Seitwärtsphasen eröffnet werden, in denen die Wahrscheinlichkeit einer tatsächlichen Aufwärtsbewegung gering ist.
Erst wenn der Markt genug Schwung zeigt, wird die weitere Analyse aktiviert. Daraufhin kann beispielsweise ein Ausbruch über ein vorheriges lokales Hoch oder das Überschreiten eines gleitenden Durchschnitts als Einstiegssignal dienen.
Die Volatilität übernimmt dabei die Rolle des „Vorsortierers“, der sicherstellt, dass nur dynamische Situationen gehandelt werden, in denen echte Trendfortsetzungen wahrscheinlicher sind.
Anwendung in einer Verkaufslogik
Auch in der Verkaufslogik kann der Schwankungsindikator wertvolle Dienste leisten, insbesondere beim Schließen von Long-Positionen. Eine typische Herangehensweise besteht darin, den Indikator als Warnsignal zu nutzen, sobald die relative Schwankungsbreite deutlich zurückgeht.
Sinkt der gemessene Wert unter einen zuvor definierten Schwellenbereich, deutet das oft auf eine nachlassende Marktaktivität hin. In solchen ruhigen Phasen verlieren viele Aufwärtsbewegungen ihren Schwung, was das Risiko erhöht, dass ein Trend ausläuft oder in eine Seitwärtsphase übergeht.
Eine Verkaufslogik könnte daher so aufgebaut sein, dass eine bestehende Long-Position geschlossen wird, sobald der Schwankungswert unter ein bestimmtes Niveau fällt und gleichzeitig ein Momentum-Indikator zeigt, dass die Bewegung an Kraft verliert.
Auf diese Weise dient die Kombination beider Filter nicht nur der Risikoreduzierung, sondern auch der Erhaltung bereits erzielter Gewinne, da Positionen rechtzeitig vor dem Versanden des Trends beendet werden.
Produktspezifische Anpassung des Schwellenwerts
Die Wahl der passenden Schwellenwerte hängt stark vom gehandelten Produkt ab, da jede Aktie und jedes Marktsegment seine eigene typische Bewegungsstärke besitzt. Ein fester Wert wie 7,5 % kann bei dynamischen Titeln wie Tesla oder Nvidia sinnvoll sein, bei stabileren Werten jedoch deutlich zu hoch ausfallen. Deshalb sollten die Einstellungen stets individuell kalibriert werden.
Für diese Anpassung eignen sich Backtests besonders gut. Sie zeigen, wie der Indikator historisch reagiert hätte und ob die gewählten Werte für klare, zuverlässige Signale sorgen. Auf Basis dieser Testergebnisse lassen sich Schwellenbereiche gezielt verfeinern und optimal auf das jeweilige Produkt abstimmen.
Praktische Umsetzung
Eine mögliche Umsetzung in der Praxis zeigt sich in der folgenden Beispielkonfiguration auf gravitrade, die die wichtigsten Bausteine eines dynamischen Einstiegs- und Ausstiegssystems vereint.
Eine mögliche Kauflogik kombiniert die gemessene relative Schwankungsbreite mit einem Momentum-Indikator. Der Volatilität-Indikator prüft dabei, ob der Markt aktiv genug ist. Erst wenn in der Beispielkonfiguration der Wert über 7,5 % liegt, wird ein Einstieg überhaupt in Betracht gezogen. So werden ruhige Phasen ausgefiltert, in denen Trends oft ausbleiben.
Ergänzend sorgt ein Momentum-Indikator dafür, dass nicht nur Bewegung vorhanden ist, sondern diese auch klar nach oben zeigt. Steigt das Momentum über seinen Referenzbereich, erkennt die Strategie einen beginnenden Aufwärtsimpuls.
Treffen beide Bedingungen zusammen, wird ein Kaufsignal ausgelöst – ein Ansatz, der unnötige Einstiege reduziert und den Fokus auf echte Kursdynamik legt.
Abgesichert wird die Position über einen Trailing Stop-Loss, der sich dynamisch an den EMA-basierten Kurswerten orientiert und das Verkaufssignal automatisch erzeugt, sobald der Trend an Kraft verliert.
Fazit
Die relative Volatilität ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Werkzeug, um Marktbedingungen klar zu beurteilen. Sie zeigt nicht nur die Schwankung selbst, sondern setzt sie in einen sinnvollen Zusammenhang mit dem Preisniveau.
Dadurch lassen sich Handelsentscheidungen besser strukturieren, Strategien sinnvoll anpassen und Risiken bewusster steuern. Ob zur Analyse oder im Rahmen automatisierter Systeme wie gravitrade – dieser Ansatz bietet einen transparenten, nachvollziehbaren Blick auf das Marktverhalten und unterstützt dabei, verschiedene Marktphasen souverän zu handeln.