Einleitung

Wenn du Unternehmen bewerten möchtest, die noch keinen stabilen Gewinn erzielen, ist die Verwendung des Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) oft eine sinnvollere Wahl als das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV).

Das KUV, englisch Price to Sales Ratio oder einfach P/S, zeigt, wie hoch der Börsenwert eines Unternehmens im Verhältnis zu seinem Umsatz ist. Diese Bewertungskennzahl eignet sich daher besonders für Wachstumsunternehmen, Start-ups oder zyklische Branchen, bei denen Gewinne stark schwanken.

Während das KGV misst, wie teuer ein Unternehmen im Verhältnis zu seinem Gewinn ist, zeigt das KUV, wie teuer es im Verhältnis zu seinen Erlösen bewertet wird.

Zusammengefasst: Das KGV ist sinnvoll, wenn Gewinne stabil vorliegen - das KUV, wenn der Umsatz die verlässlichere Basis ist.

Wichtig: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr.

Was ist das KUV?

Das KUV setzt den aktuellen Aktienkurs in Relation zum Umsatz je Aktie:

KUV = Aktienkurs / Umsatz je Aktie

Oder alternativ:

KUV = Marktkapitalisierung / Gesamtumsatz

Wenn ein Unternehmen pro Aktie 50 € Umsatz erzielt und die Aktie aktuell bei 100 € notiert, beträgt das KUV = 2. Das bedeutet, Anleger zahlen das Doppelte des Jahresumsatzes pro Aktie.

Je niedriger das KUV ist, desto günstiger erscheint ein Unternehmen im Verhältnis zu seinem Umsatz.

Wann ist das KUV sinnvoll?

Das KUV ist vor allem dann hilfreich, wenn kein aussagekräftiger Gewinn vorliegt oder dieser stark schwankt. Typische Beispiele dafür sind:

  • Junge Wachstumsunternehmen, die stark investieren und erst später Gewinne erzielen
  • Unternehmen in Übergangsphasen, z.B. nach Umstrukturierungen
  • Branchen mit volatilen Margen, bei denen der Umsatz stabiler ist als der Gewinn.

Für reifere, dauerhaft profitable Unternehmen bietet sich das KGV als aussagekräftigere Kennzahl an.

Was das KUV über eine Aktie aussagt (und was nicht)

Das KUV hilft Anlegern einzuschätzen, wie der Markt den Umsatz eines Unternehmens bewertet – also, wie viel Anleger bereit sind, pro Euro Umsatz zu bezahlen. Es ist besonders nützlich bei Unternehmen, deren Gewinne (noch) stark schwanken oder negativ sind, etwa bei Start-ups oder jungen Wachstumsfirmen.

Damit du das KUV richtig einordnen kannst, lohnt sich ein Blick auf seine Stärken und Schwächen:

Vorteile des KUV

  • Einfach zu verstehen und zu berechnen, da es nur auf zwei Größen beruht: Der Marktkapitalisierung (Aktienkurs × Anzahl der Aktien) und dem Umsatz eines Unternehmens. Beide Werte sind leicht zugänglich und nachvollziehbar.
  • Wenig Spielraum für Bilanztricks: Im Gegensatz zum Gewinn oder EBIT ist der Umsatz kaum manipulierbar, da er nur die tatsächlichen Einnahmen aus Produkten oder Dienstleistungen abbildet. Dadurch ist das KUV eine vergleichsweise objektive Kennzahl.
  • Selbst wenn ein Unternehmen noch keinen Gewinn erzielt, lässt sich das KUV problemlos berechnen – im Gegensatz zum Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das in solchen Fällen nicht nutzbar wäre.

Nachteile des KUV

  • Die zur Berechnung verwendete Marktkapitalisierung bildet nur den Börsenwert ab, sagt aber nichts über Schulden oder Liquidität des Unternehmens aus. Hier wäre der Enterprise Value (EV), also Marktkapitalisierung plus Schulden minus Barmittel aussagekräftiger
  • Ein niedriges KUV kann täuschen, denn es bietet keine Rückschlüsse auf die finanzielle Situation des Unternehmens, das z.B. hoch verschuldet sein könnte.

Beispiel

Ein praktischer Blick auf drei börsennotierte Unternehmen aus dem Quantencomputing-Sektor - D-Wave Quantum, IonQ und Rigetti Computing zeigt, wie unterschiedlich das KUV ausfallen kann – selbst in derselben Branche.

Alle drei Firmen sind technologieorientierte Wachstumsunternehmen, die noch keine stabilen Gewinne erzielen und stark in Forschung und Entwicklung investieren. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikel weißt Rigetti Computing ein KUV von 1.588,7 auf, IonQ ein KUV von 412,04 und D-Wave Quantum ein KUV von 476,9. Die Daten können einfach dem jeweiligen Kennzahlen-Tab in der gravitrade Marktübersicht entnommen werden.

kuv-rigetti.png kuv-ionq.png kuv-d-wave.png

Interpretation

Diese drei Unternehmen befinden sich alle in einem frühen Marktsegment mit enormem Wachstumspotenzial, aber noch geringen Umsätzen. Das KUV liegt weit über klassischen Werten etablierter Unternehmen, was zeigt: Der Markt bewertet hier zukünftige Chancen, nicht aktuelle Erträge.

Ein hohes KUV ist in solchen Zukunftsbranchen nichts Ungewöhnliches, zeigt aber auch ein höheres Risiko. Je höher das KUV, desto stärker muss das Umsatzwachstum die Erwartungen rechtfertigen.

Fazit

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis ist eine hilfreiche Kennzahl, um Wachstumsunternehmen und Start-ups ohne stabile Gewinne zu bewerten. Es zeigt, wie stark der Markt den Umsatz eines Unternehmens einschätzt - und ergänzt damit das KGV sinnvoll.

Dabei sollte beachtet werden:

  • Das KUV eignet sich vor allem für Unternehmen mit schwankenden Gewinnen.
  • Vergleiche es innerhalb derselben Branche.
  • Ein niedriges KUV kann günstig wirken, ein hohes spiegelt oft Wachstumserwartungen wider.
  • Nutze das KUV nicht allein, sondern gemeinsam mit Kennzahlen wie KGV oder KBV.
  • So erhältst du ein Bild darüber, wie fair eine Aktie aktuell bewertet ist.